Archäologischer Rundweg - Station 2

Die horsadal als multifunktionale Anlage

Politik wurde im frühen und hohen Mittelalter mit Hilfe von Burgen vollzogen. So wird horsadal auch als Sammelplatz und Marschlager für Truppen genutzt worden sein.

Gerade im frühen Mittelalter dienten Burgen dem Landesausbau und der Herrschaftssicherung. Vom ehemaligen horsadal aus wurde der östliche Rangau bis an die Grenzen des Nordgaus und Sualafelds für das karolingische Herrscherhaus erschlossen und ausgebaut.

Das gilt in gleicher Weise für die Verwaltung dieser Region. Deren zentrale Instanzen waren in der urbs horsadal angesiedelt. Vermutlich befanden sich die zugehörigen Gebäude an der höchsten Erhebung im Burgareal, im Bereich des heutigen Friedhofes. Dort hat es im 8.–10. Jahrhundert sicher schon eine Kirche gegeben. Allerdings konnte sie bislang noch nicht archäologisch nachgewiesen werden.

 

Rundweg Schautafel 2a

 

Teilmodell der urbs horsadal

 

Ein militärischer Stützpunkt

Die Wehrmauer der urbs horsadal umschloss ein Areal von rund 5,2 ha. Sie folgte auf drei Seiten der Hangkante des Oberen Marktes. Lediglich im Südosten zog die 900 m lange Mauer quer über den Bergrücken.

Gegründet in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts geht die Anlage auf die Initiative Karls des Großen zurück. Ursprünglich diente die Burg als Vorposten zum Herzogtum Baiern. Mit dem Bau des Karlsgrabens bei Treuchtlingen 793 dürfte horsadal die Sicherung der Wasserstraße zwischen Main und Altmühl übernommen haben.

 

Rundweg Schautafel 2b

 

Der Obere Markt mit den archäologisch untersuchten Flächen (orange) und dem Verlauf der frühmittelalterlichen Wehrmauer mit Graben (schwarz).

 

Ein kirchlicher Zentralort

Die Einrichtung und der Ausbau der Kirchenorganisation war wesentlicher Bestandteil des karolingischen Landesausbaues und damit der Herrschaftssicherung. Diese Verknüpfung ergab sich aus dem christlichen Herrschaftsverständnis.

Bei mehreren frühmittelalterlichen Großburgen konnte die Einrichtung kirchlicher Zentren direkt nachgewiesen werden. Für die urbs horsadal ergibt sie sich aus der herausragenden Stellung der Burg in dieser Region sowie aus der Größe und Bedeutung der Roßtaler Pfarrei. Sie läßt sich bis in das 10./11. Jahrhundert zurückverfolgen.

 

Riemenzunge einer Sporengarniturbronzener Tierkopf

 

Funde wie die Riemenzunge einer Sporengarnitur (links) und ein bronzener Tierkopf (rechts) belegen die Anwesenheit einer wohlhabenden Oberschicht in der urbs horsadal.

 

Angesichts des damaligen Herrschaftsverständnisses überrascht es nicht, dass die zentralen Bauten der Oberschicht meist in unmittelbarer Nähe zur Kirche angesiedelt waren. Da Kirchenneubauten meist an Stelle der Vorgängerkirche errichtet wurden, dürfte auch die Roßtaler Kirche auf einem älteren Gebäude stehen.

Die ständig bewohnte urbs horsadal übernahm im frühen Mittelalter vorstädtische Aufgaben. Hierzu gehörte auch die wirtschaftliche Zentralfunktion.

 

Konzept, Text, graphische Gestaltung: Th. Liebert M.A.

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