Archäologischer Rundweg - Station 8

Frühmittelalterliches Heer- und Kriegswesen

Dank der Ausgrabungen konnten der Umfang und die Beschaffenheit der Befestigung relativ gut rekonstruiert werden. Damit wurde aber nur die eine Seite der frühmittelalterlichen Gegebenheiten erfasst. Schließlich orientiert sich die Anlage einer Befestigung immer auch an der Kriegs- und Waffentechnik ihrer Zeit.

 

Rundweg Schautafel 8a 

 

Das Heer der Karolingerzeit

In der Zeit zwischen der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts und dem frühen 10. Jahrhundert gab es eine allgemeine Wehrpflicht für den Adel und alle freien Männer. Sie betraf daher nur einen Teil der Bevölkerung. Bei realistischer Schätzung sollte man von nicht mehr als 5000–6000 Reitern und Fußkriegern für einen Heereszug ausgehen. So konnten Gruppen von rund 50 Kriegern Aktionen durchführen, die schlachtentscheidend waren.

 

Die Kriegstechnik

Den Einsatz des Heeres hat man sich zweigeteilt vorzustellen. Während die freien Untertanen mehr zur Verteidigung des Reiches eingesetzt wurden, nahmen an den jährlichen Heerfahrten und Beutezügen lediglich die ranghohen, berittenen Krieger teil. Beutezüge waren zur Bezahlung des Kriegergefolges notwendig. Deshalb kommt der Reiterei gesteigerte Bedeutung zu. Deren Aufgabe bestand in raschen Vorstößen, um zu zerstören, zu plündern und Befestigungen zu erstürmen.

 

Rundweg Schautafel 8b

 

Nach den Verordnungen Karls des Großen hatte die Ausrüstung des Adels aus Pferd, Schwert, Sax (einschneidiges Hiebschwert), Lanze und Schild zu bestehen. In anderen Texten werden zusätzlich Helm, Panzer und Beinschienen genannt. Fußkämpfer mußten dagegen Lanze, Schild sowie Pfeil und Bogen bei sich führen. 

Rundweg Schautafel 8c

 

Ottonisches Heer- und Kriegswesen

Das Heer, mit dem König Otto I. am 17. Juni 954 gegen die urbs horsadal zog, sah nicht wesentlich anders aus als das karolingerzeitliche. An der Bewaffnung hatte sich nichts Entscheidendes geändert. Allerdings deutete sich zu jener Zeit schon ein Wandel in der Zusammensetzung des Heeres an. So vollzog sich seit der Mitte des 10. Jahrhunderts die Schaffung eines noch stärkeren und besser organisierten Reiterheeres.

 

Den eigentlichen Kern der verfügbaren Streitmacht des Reiches stellten Schwaben und Franken. Als Binnenländer des Reiches waren sie nicht mit der Grenzsicherung belastet.

 

Der Aufstand des schwäbischen Herzogs Liudolf gegen seinen Vater Otto I. traf diesen daher schwer in seiner Machtstellung. Immerhin war ihm damit der Zugriff auf Schwaben verwehrt und Franken wurde durch die zeitgleichen Ungarneinfälle verwüstet.

 

Konzept, Text, graphische Gestaltung: Th. Liebert M.A.

 

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