„Fair“ für mehr Miteinander

Roßtaler Agenda 21 will Nachbarschaftshilfe neu beleben

ROSSTAL – Unter neuem Namen soll die Nachbarschaftshilfe Roßtals wiederbelebt und auf breitere Basis gestellt werden. Der gemeindliche Agenda-21-Unterausschuss sucht für „Fair“ – die „Freiwilligen-Agentur in Roßtal“ – Akteure.

 

Die Idee, das Miteinander der Menschen mit einer Freiwilligen-Agentur zu stärken, ist nicht neu in der Marktgemeinde. Vor 15 Jahren bereits rief Irmgard Schläger einen solchen Helferkreis ins Leben. Die Ehrenamtlichen sprangen ein, wenn jemand kurzfristig Unterstützung benötigte. Doch diese Familien-Feuerwehr ist im vergangenen Jahr eingeschlafen.

„Die Akteure der Nachbarschaftshilfe sind mit ihr alt geworden. Und Mütter, die sich engagierten, als die Kinder noch klein waren, sind ins Berufsleben zurückgekehrt“, berichtet Irmgard Schläger. Schließlich sei der harte Kern von einst 15 Helfern auf einen kleinen Rest zusammengeschmolzen. „Am Schluss stand ich mit zwei Leuten alleine da“, sagt sie.

Irmgard Schläger ist nun auch in die Vorarbeiten zur Neustrukturierung des Projekts für mehr Miteinander am Ort eingebunden. Die Aufgabe, „Fair“ auf den Weg zu bringen, hat der Agenda-Ausschuss unter der Regie von Gemeinderätin Renate Kleindl übernommen. Allerdings soll „Fair“ über die Familienhilfe, auf die sich der Vorläufer konzentrierte, hinausgehen, erläutert Kleindl.

Immer wieder, berichtet Schläger, hätten sich im Rathaus Menschen gemeldet, die Hilfsbereitschaft andienten, sich allerdings ratlos zeigten über das Wie und Wo. Zudem fragten ambulante Dienste und Sozialstationen wiederholt an, ob sich nicht Menschen finden ließen, die Senioren besuchen oder gelegentlich zu Spaziergängen begleiten würden.

Auch für ein Coaching von Roßtaler Hauptschülern nach dem Cadolzburger Vorbild hofft der Agenda-Ausschuss Leute zu gewinnen. Sie sollen Jugendliche auf deren Suche nach einem Ausbildungsplatz begleiten und unterstützen. „Einen Überschuss an Zeit einerseits und Hilfsbedürftigkeit bei Teilen der Bevölkerung andererseits“ (Schläger) will „Fair“ zusammenbringen.

Kleindl verspricht sich von „Fair“ aber auch, den Neubürgern am Ort näher zu kommen und sie stärker in die Gemeinschaft zu integrieren. Alteingesessene Bürger schätzten das rege Vereinsleben Roßtals sehr, meint sie. „Doch das Vereinswesen ist nicht jedermanns Sache.“ „Fair“ böte die Möglichkeit, sich zu engagieren, ohne dass dieser Einsatz gleich an eine Mitgliedschaft in einer Organisation gebunden wäre.

Den Titel „Fair“ hat übrigens Bürgermeister Maximilian Gaul ersonnen. Der Rathaus-Chef, der nicht müde wird, für eine aktive Bürgergesellschaft zu werben, hatte bereits im vergangenen Jahr einen Anlauf genommen, Freiwillige für die Neuauflage einer Ehrenamtlichen-Agentur zu gewinnen. Er will, so sagt er, den Menschen damit den Gedanken wieder näher bringen, überhaupt in Erwägung zu ziehen, doch mal beim Nachbarn anzuläuten, wenn schnelle Hilfe Not tue. „Das ist heutzutage leider eingeschlafen.“

SABINE DIETZ

Quelle: Fürther Landkreisnachrichten vom 20. Januar 2006, S. 8

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