Rede von Frau Johanna Schicker

Johanna Schicker

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Gaul,

werte Ehrengäste!

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Als Vertreterin des Europarates ist es für mich eine große Freude und Ehre, anlässlich dieser heutigen Feierstunde die Ehrenfahne des Europarates an Ihre Gemeinde Markt Roßtal, die den europäischen Integrationsgedanken sehr aktiv pflegt, überreichen zu dürfen.

 

Der Europarat hat bereits nach dem Zweiten Weltkrieg erkannt, daß die Verständigung mit den Nachbarn die beste Voraussetzung für eine friedliche Zukunft ist und deshalb die Idee der Gemeinde- und Städtepartnerschaften entstehen lassen.

 

Die Grundidee war, daß Städte und Gemeinden aus verschiedenen Ländern Europas ihre Erfahrung in allen Bereichen des kommunalen Lebens austauschen sollten. Gemeindepartnerschaften gelten daher als das Pilotprojekt der europäischen Integration schlechthin. Denken in europäischen Kategorien, aber trotzdem die nationale Identität bewahren und heimatverbunden bleiben, sollte unsere Devise sein. Wir wollen kein vereintes Europa der verschiedenen Institutionen – so notwendig diese auch sein mögen – sondern wir wollen ein Europa der Bürger. Und dieses Vorantreiben der Europaidee muß in erster Linie in den Köpfen der Bürger und vor allem in den Herzen der Bürger erfolgen. Und das wird auch Aufgabe der Regierungen der Mitgliedsländer in der Europäischen Union sein, ihren Bürgerinnen und Bürgern dies klar zu machen.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Der Europarat ist bestrebt, mit seiner Arbeit dafür zu sorgen, den Bedürfnissen aller Bewohner seiner Mitgliedsländer zu entsprechen, gleichgültig, wo diese leben, in der Stadt oder auf dem Land, in zentralen oder peripheren Regionen, in Grenzgebieten oder anderswo. Die Stimme der Städte, Gemeinden und Regionen muß in einem vereinten Europa – so meine ich – in Zukunft noch stärker gefördert werden als bisher, dafür haben wir uns einzusetzen, denn ohne funktionierende Städte und Gemeinden ist auch kein Staat zu machen.

Der Europarat ermutigt und belohnt daher auch die von Gemeinden und Städten gegründeten Partnerschaften und sieht es gerade in der jetzigen Situation als besonders wichtig an, die bilateralen Kontakte unter den Bürgern der europäischen Staaten zu fördern, um gegenseitiges Verständnis zu schaffen.

Gerade durch jene Kontakte, die von einer persönlichen Freundschaft getragen werden, ist es den Menschen in Europa möglich, die Werte, auf denen Europa aufgebaut sind, nicht nur zu erkennen, sondern sie auch bewußt zu leben.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! 

Ihre Gemeinde Markt Roßtal hat die Idee der Partnerschaften aufgenommen und diese auch gelebt und gepflegt. Sie wurde daher auch im Jahre 2000 für die seit 1997 bestehende Partnerschaft mit AUZANCES in Frankreich mit dem Europadiplom ausgezeichnet. Getragen von einem gut funktionierenden Deutsch-Französischen Freundschaftskreis wurden seit dem Beginn der Partnerschaft mit Auzances viele gemeinsame Aktivitäten gestartet, vor allem auf dem Gebiet des Sports und der Bildung. Aber auch die Feuerwehren haben sich - so hört man - inzwischen verbrüdert.

Ich möchte an dieser Stelle allen an den Aktivitäten für die Gemeindepartnerschaft beteiligten Einwohnern, vor allem natürlich Ihnen, sehr geehrter Herr Bürgermeister mit Ihren Gemeinderäten und -Innen sowie allen Verantwortlichen im Deutsch-Französischen Freundschaftskreis herzlich danken.

Der Weg zur Einigung Europas ist lang und beschwerlich und wird nur dann von Erfolg gekrönt sein, wenn Barrieren gegenüber Ausländern oder dem Anderssein abgebaut werden und dies muß in den Köpfen und Herzen der Menschen geschehen. Winston Churchill hat bereits im Jahre 1948 den weisen Ausspruch getätigt: „Europa wird nur dann vereint sein, wenn dies ein von Herzen kommender und bestimmt formulierter Wunsch der großen Mehrheit aller Völker und aller Parteien in all den friedensliebenden Ländern ist, ungeachtet dessen, wo sie wohnen und wie sie gewählt haben.“

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Eine Auszeichnung des Europarates ist auch mit der Verpflichtung verbunden, im Sinne Europas weiterzuarbeiten, diesbezügliche Ideen an die Jugend weiterzuleiten. Denn in deren Händen liegt es, die Zukunft zu gestalten.

Der Markt Roßtal hat dieses Ziel in den letzten Jahren nachhaltig und mit großem Einsatz verfolgt. Ich möchte Ihnen deshalb im Namen des Europarates unseren besonderen Dank aussprechen. Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet und ich darf nunmehr Ihnen, sehr geehrter Herr Bürgermeister, hierfür die Ehrenfahne des Europarates überreichen und Sie ersuchen, diese mit mir zu entrollen.

 

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