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Filialkirche Maria Magdalena

Im Ortsteil Buchschwabach

Obwohl in einer Beschreibung der Klostermark St. Emmeram in Regensburg aus dem 9. Jahrhundert der Name „Puchsuapah“ - „Der Bach an dem Buchen stehen“ - als nördliche Grenze des bezeichneten Gebietes genannt wird und damit auch mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, daß zu dieser Zeit bereits eine Ansiedlung dort bestand, wird der Ort erst weit später in einer Urkunde erwähnt, nämlich im Jahre 1396 im Reichslehenbuch der Herren von Berg. Von einem Kirchengebäude in Buchschwabach erhalten wir noch später Kunde. Im Krieg des Markgrafen Albrecht, der von Bewunderern ob seines diplomatischen Geschicks und seiner Feldherrnkunst den Beinamen „Achilles“ erhielt, gegen die Reichsstadt Nürnberg in den Jahren 1449/50, gerät Buchschwabach, dessen Bauern zum Teil Nürnberger zinspflichtige „Hintersassen“ waren, in die Wirren dieser Auseinandersetzungen.

Die Wehranlage um die Kirche bot den sich verteidigenden Bauern keinen hinhaltenden Schutz. Sie wurde von den markgräflichen Truppen erstürmt und die Kirche, aus der vorher alle „Zierart“ geraubt wurde, in Schutt und Asche gelegt. Selbst die Glocken entführten die Truppen des Markgrafen nach Windsbach. Dies geschah am 24. August 1449.

Erasmus Schürstab, der Hauptmann der Nürnberger Streitkräfte beschrieb diesen Krieg. Er selbst hatte seit 1447, also ein Jahr vor der Auseinandersetzung, das halbe Dorf Buchschwabach als Lehen erworben. Da sich der Krieg so entwickelte, daß dem Gegner durch das Niederbrennen der Höfe und die Wegführung des Viehbestands seiner Zinspflichtigen Schaden zugeführt wurde, war Schürstab als Lehnsherr von diesem Ereignis in Buchschwabach persönlich betroffen. (Die Nürnberger ihrerseits zogen unter dem genannten Hauptmann am 9. Januar 1450 nach Roßtal und brannten die Höfe in markgräflichem Besitz am oberen Dorf sowie das Schloß nieder.)

Die nächste Nachricht von der Existenz einer Kirche in Buchschwabach stammt aus dem Jahre 1482. In einem Verzeichnis seiner Einkünfte schreibt Johann Neff, der Ortspfarrer in Roßtal: „Buchschwabach, da hat der Pfarrer nichts, denn uff das Capitul gibt man dem Vicario (Ortspfarrer) 24 Heller“.

Diese kurze Mitteilung ist die früheste, die besagt, daß die Kirche von Buchschwabach eine Filiale der Pfarrkirche zu Roßtal ist und, obwohl zu dieser Filiale ein Stiftungswald von ca. 45 ha gehört, war, soweit urkundlich nachweisbar, zu keiner Zeit ein Geistlicher in Buchschwabach ansässig. Die Wiederherstellung der Kirche nach ihrer Zerstörung dürfte durch den Markgrafen geschehen sein; Nachrichten darüber fehlen.

Aus den Stilelementen des Turmes läßt sich ablesen, daß das Chorgeschoß dem frühen 14. Jahrhundert und das aufgesetzte Obergeschoß, wohl im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der zerstörten Kirche, aus den Jahren nach 1449 stammt. Unter dem markgräflichen Bauinspektor Johann David Steingruber wurde 1765/66 der Turmhelm erneuert und das Langhaus instandgesetzt.

Die Kirche erfuhr in den Jahren 1882/83 eine tiefgreifende bauliche Veränderung Der damals festgestellte schlechte Bauzustand erforderte den Abriß der gesamten Anlage bis auf den Turm. Das Langhaus mußte erneuert werden. Die Pläne hierfür fertigte der Nürnberger Prof. Steinsdorff. Die Neukonzeption sah eine Verlängerung des Langhauses um ca. 3 m vor und der Chor nebst Sakristei wurden nach Westen gesetzt.

Die letzte grundsätzliche Renovierung des Inneren der Kirche mit der Wiederaufstellung der noch vorhandenen Reste der ehemaligen Altäre, die fachgerecht ausgebessert wurden, geschah in den Jahren 1911-1914. Daß dies zustande kam war den Bemühungen des Lehrers Wilhelm Hammerbacher aus Buchschwabach zu verdanken. Dem Besucher der Kirche bietet sich heute das Bild einer Dorfkirche mit weitgehender spätgotischer Ausstattung, die fast vergessen läßt, daß das Langhaus erst am Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde.

Wenden wir uns dem heutigen Choraltar zu, der früher als Seitenaltar diente. Der spätgotische Schreinaltar, der wahrscheinlich Nürnberger Herkunft ist, stammt aus den Jahren 1500/10.

Das Zentrum bildet der Gekreuzigte mit Maria und Johannes, während die beiden Seitenflügel, als Tafelgemälde, die Gestalten des Hl. Stephanus und des Hl. Laurentius zeigen. Auf der Rückseite der beiden Flügel sind, leider beschädigt, Darstellungen aus den Legenden der beiden Heiligen zu sehen.

Im neugotischen Gesprenge über der Kreuzigungsgruppe steht eine Figur des Hl. Stephanus, die, wie die Kunstwerke des Altars, aus der Zeit um 1500/10 stammt. Gegenüber der Eingangstüre ist der vollständig erhalten gebliebene Marienaltar angebracht, ebenfalls ein spätgotischer Flügelaltar. Den Mittelpunkt bildet eine stehende Gottesmutter im Strahlenkranz, die ein Kunsthistoriker dem unbekannt gebliebenen „Meister des Martha-Altars“ in St. Lorenz in Nürnberg zuschreibt. Die Abbildungen auf den beiden Flügeln des Altars zeigen Szenen aus dem Marienleben und stammen von Hans von Heidelberg, der hinter der Marienfigur sein Werk kennzeichnete: „Hans vo Heidelberg faciebat ille tabula, 1506.. Die Rückseiten der beiden Altarflügel lassen ganzfigurig die Hl. Katharina mit Schwert und Rad und die Hl. Barbara mit Turm und Kelch erkennen.

Der ehemals dritte Altar in dieser Kirche, nach einer Pfarrbeschreibung um die Jahrhundertwende soll es der Hauptaltar gewesen sein, ist nur teilweise erhalten geblieben. Er zeigt in einem Kastenschrein die Namenspatronin der Filialkirche, die Hl. Maria Magdalena. Die Figur ebenfalls aus den Jahren 1500/10 stammend ist sehr gut erhalten. Die Heilige trägt ein Salbgefäß in der Hand, da sie als Sünderin die Füße Jesu wusch und salbte.

Von diesem Altar existiert leider nur noch ein Flügel, dessen Abbildungen, wie bei Lukas 7,37 nachzulesen ist, die Situation schildert, da Jesu zu Gast bei dem Pharisäer Simon war. Nach diesem Bericht erschien, da alles zu Tische saß, eine Sünderin, die Jesu mit ihren Tränen die Füße netzte und mit ihren Haaren trocknete.

Das zweite Bild zeigt, wie Engel die über und über mit Fell bedeckte Maria Magdalena aus einer Erdhöhle in den Himmel emporheben. Diese zweite Darstellung ist besonders bemerkenswert, weil erst im späten Mittelalter einige Künstler zwei Legenden miteinander vermischten, nämlich die einer Maria Ägyptiaca, eine Büßerin, die sich in die Wüste zurückzog, mit der der büßenden Maria Magdalena. Auf der Rückseite des erhalten gebliebenen Flügels ist eine ganzfigurige Darstellung der Heiligen. Weder der Künstler der Figur noch der der Tafelgemälde sind bekannt; gefertigt wurde der Altar aber mit Sicherheit in den Jahren 1500/10.

Betrachten wir die Kanzel, die neugotisch, mit dem Neubau des Langhauses 1882/83 zur Aufstellung kam. Ihr Korb wird verziert von drei spätgotischen Schnitzfiguren aus der Zeit um 1500; es sind dies die Heiligen: Stephanus, Maria Magdalena und der Erzengel Michael, er hält die Seelenwaage. An der Wand über dem Eingang erblickt der Besucher eine stehende Madonna um 1400/20 gefertigt und einen männlichen Heiligen, der, weil ohne Attribut abgebildet, schwer zu bestimmen ist, wahrscheinlich aber Laurentius darstellt, etwa um 1450 geschaffen. Diese letztgenannten Figuren sind die ältesten Kunstwerke der Kirche. Sie wurden mit dem Kruzifix, das aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts kommt, zu einem Ensemble zusammengestellt.

Aus einer Pfarrbeschreibung ist zu ersehen, daß offenbar bis zum Abriß des alten Langhauses 1881 die beschriebenen Altäre noch vollständig in der Kirche aufgestellt waren. Nach dieser Beschreibung stellte man erst nach dem Umbau einen Teil der Skulpturen zum heutigen Choraltar zusammen, während der Rest der Kunstwerke auf dem Dachboden abgestellt wurde.

Die Kirche erhielt in den Jahren 1911-1914 mit der durchgreifenden Renovierung die sich gut einfügende Empore sowie die Orgel, deren Gehäuse der Kunstrichtung des 18. Jahrhunderts nachempfunden ist. Im Gewölbe des ursprünglichen Chores im Turm ist noch die Abbildung des Symbols des Evangelisten Lukas, ein Stier zu sehen. Die nur teilweise erhaltene Malerei kann dem 14. Jahrhundert zugeordnet werden.

Zur Außenanlage: In der Mauer, die den Kirchhof umgibt und so heute noch zeigt, daß es sich um eine Wehrkirchenanlage handelte, sind zum Teil noch Quadersteine aus dem späten Mittelalter zu sehen, erkenntlich an den Zangenlöchern, die zu ihrem Transport dienten.

Der Friedhof wurde erst im Jahre 1863 angelegt, vorher fanden alle Begräbnisse in Roßtal statt. (Knochenfunde lassen allerdings erkennen, daß früher, zu einer urkundlich nicht bekannten Zeit, ein Friedhof bereits bestanden haben muß.) Im 30jährigen Krieg sind alle Unterlagen, die Auskunft über die Kirchenstiftung geben könnten, verloren gegangen.

So müssen viele diesbezügliche Fragen unbeantwortet bleiben. Das Wiederaufstellen der 1881 abgebauten und mehr als 30 Jahre verwahrten Altarteile im Zuge der genannten Renovierungsperioden zeugt von einem Verantwortungsgefühl für das Bewahren und Erhalten von Werken, die von längst vergangenen Generationen auf uns gekommen sind und für deren Weitergabe heute wir Sorge tragen müssen.

So zeigt sich das nach außen so bescheiden wirkende Kirchlein heute im Innern dem aufmerksamen Besucher, wie ein aufgeschlagenes Buch über Kunst und Frömmigkeit des späten Mittelalters, das zum besinnlichen Schauen und Nachdenken einlädt.

Alfred Steinheimer, Juli 1996

Quellen:

  • Archiv der Evang.-Luth. Pfarrei St. Laurentius, Roßtal, Akte Nr. 87, 95, 96

Literatur:

  • August Gebessler: „Stadt- und Landkreis Fürth“, Deutscher Kunstverlag München 1963Georg Dehio: „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“ , Bayern I: Franken, Deutscher Kunstverlag München 1979Peter Müller: Zulassungsarbeit, 1966

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