Einrichtung eines Pumpwerkes in dem Brunnen auf dem Berg 1724
Am 6. September fand unter dem Vorsitz des Richters Rötter eine Versammlung des Rats und der gesamten „Gemeindsleute“ statt. Wie das Protokoll zu dieser Versammlung berichtet, hatten einige „Innwohnere hiesiger Gemeinde auff dem Berg den Vorschlag gemacht, daß sowohlen zur Ersparung der beständigen Reparationscosten des Bronnens als zu desto bequemerer und leichterer Erlangung des Wassers eine Pompen eingerichtet werden möchte“. Der Gemeinde mangelten jedoch die erforderlichen Geldmittel, und einer allgemeinen „Anlag“ (= Sondersteuer) widersetzten sich die Einwohner vom „Unternberg“. Diese erklärten sich jedoch damit einverstanden, daß die Gemeinde für diesen Zweck einen Kredit in der voraussichtlichen Höhe der Kosten von ca. 100 Gulden aufnimmt. Dem „Darleyher“ (= Darlehensgeber) sollten als Pfand die 1 1/2 Tagwerk Gemeindewiesen im Schlöttig, die an die Schmidlschen Burgstallwiesen angrenzten, als Pfand zur Verfügung gestellt werden. Die erforderliche Summe von 100 Gulden rheinischer Währung wurde am 9.9.1724 von „Herrn Georg Krobe, Schulmeister hiesigen Orts und seiner Eheliebsten Frau Susanna Barbara“ der Gemeinde vertraglich zugesichert. Als Zinssatz wurde 6 % festgelegt. Die Rückzahlung hatte in 4 Jahresraten zu je 25 Gulden zu erfolgen. Den Vertrag unterzeichneten Richter Johann Gottfried Rötter, Amtsbürgermeister Barthel Wolf, die Amtsräte Martin Wißerner, Georg List, Johann Leihpoldt, Johann Drach, Johann Leonhard Auer, Caspar Schneider, Georg Unger, Wilhelm Weiß und die Gemeinde-Bürgermeister: Johann Jacob Scheuber und Georg Rupp.
Aus der überlieferten Schlussabrechnung für die Einrichtung des Pumpwerkes ist ersichtlich: Zwei Tage nach der Vertragsunterzeichnung fuhren Richter Rötter, Amtsbürgermeister Wolf sowie der Schmied Schetter und Zimmermann Leybold nach Nürnberg und bestellten bei dem Glockengießer Heroldt den Hauptteil der Apparatur (Pumpenstiefel aus Messing, samt Ventil, 35 Pfund schwer mit einem „Hahnen“ für zusammen 24 Gulden), außerdem kauften sie bei Jakob Keßler in Nürnberg 177 Pfund Fichtelberger Eisen, das 11 Gulden kostete. Das Pumpwerk selbst richtete der Zimmerer und Brunnenmeister Georg Rauter von Cadolzburg für 10 1/2 Gulden ein. Logis und Verköstigung erhielt dieser mit seinem Gesellen in der Wirtschaft Friedlein (Gasthaus Sonne). Auch die beteiligten einheimischen Handwerker erhielten dort ihre „Zehrung“. Zusammen belief sich die Wirtsrechnung auf 6 1/2 Gulden. Die Beschaffung eines Brunnentroges aus Fernabrünst kostete 2 Gulden 51 Kreuzer. „Der Gemeinbürgermeister rechnet vor 8tägige Versäumnis und zweymahl nacher Nürnberg zu gehen anmaßen er einen Taglöhner die Zeit über halten müssen 1 Gulden 50 Kreuzer.“ Die Abrechnung enthält außerdem noch eine Reihe von Handwerker- und Materialkosten. Der Gesamtrechnungsbetrag belief sich auf 95 Gulden und 2 Kreuzer. Er blieb damit unter den veranschlagten 100 Gulden.
Der Wasserbrunnen am Oberen Markt in Roßtal
Im »Heimatbuch Roßtal« 1978/79, S 141, hat Hans Kreuzer die Einrichtung eines Pumpwerkes „in den Brunnen auf dem Berg“ im Jahre 1724 anhand von Protokollen und Rechnungen nachvollziehen können. Mit dem „Pumpwerk“ wurde damals der Brunnen am Marktplatz ausgestattet. Die Renovierung des zweiten Brunnens, am Anwesen Peipp, unweit des ersten Pfarrhauses, der im Jahre 1817 noch als Ziehbrunnen der Wasserversorgung diente, geschah letztmalig um 1900. Den Auftrag hierfür erhielt der Roßtaler Zimmermeister Fritz Wackersreuther. Aus den Erinnerungen und den vorhandenen Unterlagen seines Sohnes Otto und des nächstfolgenden Namensträgers Günther Wackersreuther, nun schon in der siebten Generation Zimmermeister und Treppenbauer. Letztgenannter bewahrt heute noch in Wernsbach bei Schwabach den vier Meter langen und acht bis zehn Zentimeter dicken Brunnenbohrer auf. So konnten die nachstehenden technischen Einzelheiten zusammengetragen werden:
Im Brunnen stecken sechs Rohre, je vier Meter lang, aus vierzig Zentimeter dicken Kiefernstämmen, denen die Rinde belassen wurde. Der Bohrlochdurchmesser beträgt ca. acht bis zehn Zentimeter. Die Stammenden sind mit schmiedeeisernen Ringen versehen und mit Konussen aufeinandergesteckt. An den Muffen haben sie einen kleinen Abstand, damit die angesaugte Wassersäule, jeweils vier Meter, gehalten wird. Die Arbeitsweise ist wie folgt: Beim Ziehen an der Zugstange nach unten, saugt der Holzzylinder, bei geschlossenem Ventil im Wasserrohr, das Wasser nach oben an. Dabei öffnen sich die alle vier Meter eingebauten Lederklappen (Ventile) und lassen das Wasser in den darüberliegenden Schaft steigen. Dieser Vorgang geschieht gleichzeitig an allen im Abstand von vier Metern eingebauten Lederventilklappen. Wird die Zugstange nach oben bewegt, drückt das schwerere Teil des auskragenden Pumpenscheites mit dem daranhängenden Holzzylinder nach unten. Bei diesem Vorgang öffnete sich die am Zylinder montierte Lederklappe mit Bleiauflage, wodurch bei geschlossenen Ventilen in den Rohrabschnitten soviel Wasser nach oben gelangt, wie durch den Zylinder verdrängt wird. Bei jeder Auf- und Abbewegung der Zugstange wiederholt sich dieser Vorgang, bis Wasser schließlich durch das fünf Zentimeter Durchmesser vorhandene Auslaufrohr in den Trog fließt. Aus den zeichnerischen Darstellungen sind die Vorgänge gut zu sehen.
Beide Brunnen haben schon lange ausgedient. Roßtal besitzt seit den Jahren 1928/29 eine zentrale Wasserversorgung. Dankbar sind wir den Bürgern, die im Jahre der Renovierung des Brunnens nicht der damals herrschenden Richtung folgten und die Holzbauweise durch eine gußeiserne Pumpenkonstruktion mit nachgeahmten Formen ersetzten und verunzierten. Es ist das Verdienst dieser Generation, daß der Nachwelt zwei technische Baudenkmäler an exponierter Stelle in Roßtal erhalten blieben.
Quelle: Konrad Hacker: Heimatbuch, S. 386 ff